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Beitrag vom 25.11.2006
Jomi Massage – From Where No One Belongs, I Will Sing...
Tatjana Zilg
Die feminine Form einer blauen Tasche, in der sich ein Massagegerät aus der 60´ies Beauty Serie Jomi Massage verbarg, inspirierte die Dänin zu ihrem Soloprojekt. Expressiv, sphärisch, schaurig-schön
(An)Spannungen aller Art faszinieren die Avantgarde-Künstlerin nicht erst seit 1995, als sie eine schicksalhafte Begegnung mit dem Inhalt einer formvollendeten Tasche hatte. Warum ausgerechnet ein elektronisches Accessoires aus den Swinging Sixties der Auslöser für ihre musikalischen Solopfade wurde, vermag sie heute nicht mehr zu sagen. Das Bild, wie ein emsiger Vertreter durch die kleinbürgerlichen Vororte huscht, um Kundinnen zu gewinnen, setzte sich einfach für einige Zeit in ihr fest und transferierte den Namen zum Credo ihrer Suche nach einem Sound, der sich bewegt zwischen zarten, reflektierenden und provokativen, wütenden Tönen.
Mit der Stimme spielend und experimentierend, im elektrisierenden Einklang mit den eigenen Soundkreationen und in der Qualität einer Laurie Anderson empfängt die Geheimnisvoll-Verhüllte ihre HörerInnen auf ihrem zweiten Soloalbum.
Pianotöne, Keyboards, Violine, Gitarre und Drums setzt Signe Høirup WilleJørgensen, (die Dame, die sich hinter dem wohlklingenden Künstlernamen verbirgt) in ungewöhnlich phantasievoller Weise ein. Schichten der Emotionen schimmern durch Sound-Facetten, die mal im minimalistisch, reduktiven Lo-Fi-Gewand, plötzlich in lauten Eruptionen oder in rockigen Schnellschüssen daherkommen, um dann wieder in Nischen von sensitiven Inneneinsichten zu flüchten.
Anti-Oberflächlichkeit, poetische Nachdenklichkeit und künstlerisches Hochtalent zeichnen auch die Texte aus, deren Titel wie existenzialistische Romane, ein Film Noir oder surreale Manifeste klingen: Das melancholisch-bluesige „The Last & Saddest Way“, das bizarr-kabarettistische „Opposite Of Nothing“ und das eingängig-bissige „Redwinelips“.
Aufregend und herausstechend ist das lasziv-dahingeseufzte „High Heels Ascending“ mit dem sonst auf dem Album eher selten zu findenden E-Gitarren-Tornado. Nicht nur Laurie Anderson scheint Seelenverwandte der Dänin zu sein, sondern auch PJ Harvey.
In „All The Empty Spaces“ webt die musikalische Akrobatin ein filigranes Netz zarter, eindringlicher Töne, die wunderbar mit dem ausnahmsweise erstaunlich mädchenhaften Gesang korrelieren.
Neben ihren Soloprojekten spielt Signe Høirup Wille Jørgensen in der Band Speaker Bite Me, arbeitet als bildende Künstlerin und schreibt für eine der meistgelesenen Zeitungen Dänemarks eine zweiwöchentliche Kolumne.
AVIVA-Tipp: Viele, viele Gesichter scheinen sich hinter dem verhüllten Gesicht auf dem Cover zu verbergen: Romantisch-zart, provokativ-aggressiv, wütend-revolutionär, erotisch-sehnsüchtig – für jede Stimmung findet sich ein Song auf dem feinmaschigen, spitzenverzierten Kunstwerk.
Signe Høirup Wille Jørgensen im Netz: www.jomimassage.dk
Jomi Massage
From Where No One Belongs...
Label: Cargo Records; VÖ November 2006
EAN: 7332181008517
18,99 Euro
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